Im „Schmeller“ lesen – eine kurze Vorbemerkung
Inhaltsverzeichnis
1. Der „Ur-Schmeller“
Als die germanistischen Kollegen das Schmellersche Wörterbuch eine Fundgrube nannten, hatten sie die ursprüngliche Fassung vor sich. Diese erste Auflage hat ein ganz anderes Aussehen als die heutige. Sie besteht aus vier handlichen Bänden; der Druck ist angenehm, die Artikel sind übersichtlich. Verschiedene Schriftarten wechseln ab: lateinische für alle nicht-deutschen Wörter wechselt mit Fraktur ab, Lieder und Sprüche sind eingerückt. Dieses Wörterbuch konnte wirklich benutzt werden, um darin zu lesen und, nachdem man sich an die neuartige konsonantische Anordnung der Stichwörter gewöhnt hatte, auch um Gesuchtes zu finden. Schon in der ersten Ausgabe ist die Vielseitigkeit des Verfassers beeindruckend. Schmeller war, wie kaum ein anderer Sprachwissenschaftler seiner Zeit, durch sein wechselvolles Leben in fast jedem Milieu heimisch geworden, auf dem Land, in der Stadt, bei Arm und Reich, als einfacher Soldat und als Offizier, auch immer wieder als Lehrer, bis in die höchsten Kreise tätig – aber als solcher immer auch ohne Begeisterung. Vor allem aber brachten ihm seine Jahre im Ausland nicht nur ungewöhnlich gute Kenntnisse von verschiedenen lebenden Sprachen und Dialekten. Dieser Hintergrund ließ ihm auch seine bairische Muttersprache in einem ganz neuen Licht erscheinen (aus Mundarten Bayerns, S. IXf.):
„Geboren in der Gegend des Fichtelgebirges, habe ich einen Theil meiner Jugend an der Donau und an der Isar verlebt. Frühe ward ich von meinem Stern in die weite Fremde hinausgeführt. Fern vom engern, ja zum Theil auch vom gemeinsamen deutschen Vaterlande habe ich es nur inniger schätzen und lieben gelernt. Seine Sprache, das einzige was ich noch von demselben hatte, ward mein liebstes Denken und Forschen. Als ich nach zehn Jahren, im Winter 1813, wieder zurückkehrte ins engere Vaterland, dessen Laute meinem Ohr einigermaßen fremd geworden waren, konnte ich mein freudiges Erstaunen nicht bergen, in den Hütten der Heimat so viele Klänge und Ausdrücke zu vernehmen, die mich lebhaft an die Sprache der deutschen Vorzeit erinnerten, mit der ich mich in der Fremde so gerne beschäftigt hatte.“
„Man müßte eigentlich ein Register zum Schmeller haben“ – das war die ganze Anregung meines Ehemannes Robert Hinderling zu einer Beschäftigung, der ich mich seit 20 Jahren widme und die mich immer noch wegen des Reichtums und der Zuverlässigkeit dieses Wörterbuchs fasziniert. Dabei war mir damals weder die Person Schmellers noch sein Werk ein Begriff, obwohl ich schon länger in Bayern wohnte – als Ausländerin sei es mir verziehen!
Inzwischen gibt es wieder eine rege Schmellerforschung und eine neue (unveränderte) Ausgabe seines Wörterbuchs, aber ein Register dazu ist nach wie vor ein Desiderat.
Im Folgenden möchte ich versuchen, das Zustandekommen und den Aufbau der Bearbeitung von Frommann zu beschreiben. Wie es zu der Neuausgabe gekommen ist, ist im Vorwort zum Wörterbuch nachzulesen. Die Form derselben aber ist das Ergebnis positiver und negativer Faktoren: auf der einen Seite eine geradezu sendungsbewußte Haltung des Herausgebers und Bearbeiters Frommann, auf der anderen die Kalkulation des Verlegers. So wurden die in mühsamer Kleinarbeit zusammengestellten und zugeordneten Nachträge Schmellers in ein viel zu enges Korsett der Seitenzahl gezwungen. Die positive Seite des Verfahrens bleibt natürlich: Es wäre heutzutage kaum mehr möglich, das riesige handschriftliche Material auch nur zu lesen, geschweige denn es zu verarbeiten. Wir haben zwar heute zum Beispiel das gesamte „Deutsche Wörterbuch“ zum Zitieren (anstatt damals drei oder vier Bände), aber welcher Herausgeber würde sich noch so mit eigenen Zutaten zurückhalten können, wie damals der bescheidene Frommann? Außerdem sind nicht nur viele der zitierten Werke kaum noch dem Fachmann bekannt, viele ganz unauffindbar, und dies gilt auch für Frommanns Ergänzungen und nicht zuletzt für die Beiträge seiner eigenen Zeitschrift „Die deutschen Mundarten“, die nur wenige Jahrgänge erlebte. Was bleibt, ist die Zuverlässigkeit und Originalität Schmellers, seine praktische, geradezu antiromantische Sicht in bezug auf sprachliche Erscheinungen – und natürlich seine enorme Belesenheit.
Wenn Schmeller noch selbst, wie er es wohl vorhatte, die Neubearbeitung gemacht hätte, wäre sie vielleicht in Form eines Nachtragsbands geschehen, im Grunde ebenso unbefriedigend wie die jetzige Form, denn viele persönliche Notizen wären wohl nicht mehr bzw. kaum in der ursprünglichen Form mit aufgenommen worden. Die Nachträge bestehen aus einer Fülle von Belegen aus all dem, was in der Zeit nach dem Erscheinen des Wörterbuchs veröffentlicht und verarbeitet worden war. Sie wurden von Schmeller in die leeren Seiten von zwei „durchschossenen“ Exemplaren des Wörterbuchs sowie auf den Seitenrändern eines dritten notiert. Da die ursprüngliche Seitenzahl in der zweiten Ausgabe am Rand mitgedruckt steht, kann man sich vom Umfang ein Bild machen. Dieses Ausziehen von Belegstellen wurde von Schmeller weiter und sehr ausführlich betrieben; so sind aus seinen letzten Lebensjahren Firmenichs „Völkerstimmen“ (1848) und Wittenweilers „Ring“ mit Hunderten von Stellen im Wörterbuch zitiert worden. Es gilt auch und vor allem für den reichen Schatz der Handschriftenabteilung der Münchner Bibliothek, der seit 1829 durch Schmellers Hände ging und dem er auch eine bleibende Ordnung verschaffte. Nicht nur bestimmte er die Signatur der meisten Handschriften; was ihm sprachlich auffiel, wurde während der Beschreibung und Katalogisierung fürs Wörterbuch mitnotiert. Es handelt sich hierbei oft um lange Zitate, die z. T. auf die betreffenden Stichwörter verteilt wurden.
2. Schmellers Arbeitsweise und was sie für den Leser / Benutzer bedeutet
Schmellers Mundartgrammatik ist als Einführung und erster Teil seines Wörterbuchprojekts verfasst worden. Die Arbeiten liefen parallel. Nachdem die Grammatik abgeschlossen war, diente sie dem Wörterbuchbenutzer mit Ergänzungen für die lautliche Seite, aber auch für Formenlehre und Syntax. In der Grammatik selber, wo Schmeller vor allem der Lautlehre eine ganz neuartige Form bringt, wird der Benutzer an jedem Punkt der Darstellung auf dazugehörige Paragraphen vor- und zurückverwiesen. Diese Hinweise sind zum Teil sehr zahlreich und wohl kaum jemand geht immer allen nach. Für den Verfasser sind sie sehr platzsparend.
Im Wörterbuch liegt die Sache anders: Bei der Menge der neuen Belege ist für die handschriftlichen Einträge nicht nur der Platz, sondern natürlich auch die Zeit knapp gewesen. Auf der anderen Seite ist Schmeller sein Werk so vertraut, daß er in jedem einzelnen Fall den Leser dorthin weisen kann, wo dieser weitere Informationen, sei es zum Wortschatz, zur Grammatik oder zur Sachkunde, findet. Die Seitenangaben im Text aus der ersten Ausgabe mußten natürlich für die zweite geändert werden. Frommann ersetzte nach und nach die alten Zahlen durch neue, soweit die Druckbögen schon vorlagen; sie fehlen aber oft.
An einigen Beispielen habe ich versucht, den Aufbau eines Stichworts aus diesem Gesichtspunkt zu verfolgen. Ein nicht untypisches Beispiel ist das Wort hangen (I, 1030): Der Artikel ist recht kurz, da „in der gemeinen Sprache“ die Formen hengen und henken üblicher sind. Nach Hang, Hängelein und Abhang folgt der Anhang, von dem die zweite Bedeutung als „‘angehängtes Schiff’, s. Hôhenau“ angegeben wird. Dieses Wort, auch Hochenau geschrieben (I, 1042), führt zu einer kleinen Abhandlung über die Salzschiffahrt. Es wird folgendermaßen erklärt: „Das Hauptschiff bey einem Schiffzug, d. h. bey mehrern Schiffen, die in Verbindung miteinander mittels Pferden stromaufwärts gezogen werden. Es ist 130 – 148 Schuh lang.“ Aus verschiedenen Quellen nennt dieser Artikel dann folgende Teile eines Schiffzuges: vorderer Anhang, Schwemmer (II, 633), hinterer Anhang, Küchen-Schif, Haaber-Zilen, Klobzülen (I, 1323), Nebenbey (I, 1713), Kelhamer (I, 1234), Sechserin, Sibnerin, beides kleinere Kelhamer, Neunerin, Gamsel (I, 916), Plätten (I, 463), Züln (II, 1115). Auf S. 1044 wird noch auf Rottal (II, 186) und Wachauer (II, 833) verwiesen. Vor allem hier erfährt man viel über die Rechtsbestimmungen für diesen Handelszweig. Wer sich beim Artikel Züllen weiter vertieft, stößt auf das Wort Hallasch (I, 1075) bzw. Asch (I, 165), welches noch weitere Informationen zum Salztransport vermittelt. Zu diesem Thema gibt es noch bei vielen weiteren Stichwörtern Einzelheiten.
3. Das Stichwort
Die Artikel im Wörterbuch sind im Rahmen und Aufbau gegenüber der ersten Ausgabe unverändert. Sie sind aber gleichzeitig zu offenen Materialsammlungen Schmellers geworden, wo jeder neue Beleg seinen Platz finden konnte, entweder unter einem schon vorhandenen Wort oder als neues Stichwort. Gewiß ist die ordnende Hand Frommanns bei aller Zurückhaltung erkennbar. Aber ein Blick in die Handexemplare Schmellers zeigt bei diesen neuen Einträgen kaum handschriftliche Änderungen der ursprünglichen Fassung; Streichungen sind z. B. sehr selten. Da Frommann keine Eingriffe in den Text vornimmt, stehen nun neue Erkenntnisse Schmellers einfach neben dem Wortlaut der ersten Ausgabe. Bisweilen ist auch das Ergebnis gleichzeitig ein (zusätzlicher) Tagebucheintrag, wie in Band 2 auf S. 650, wo es heißt: „Möge Bopp, den ich heute durch Graff darum bitte, die Sünde eines falschen Zitats verzeihen. Mir verderbt sie heute den ganzen Humor; 10. Merz 1836.“
Da die zweite Ausgabe die Seitenzählung der ersten am Rand angibt, läßt sich der Umfang der beiden leicht vergleichen. Manche Stichwörter sind kaum durch neue Zusätze verändert, in andere hat Schmeller aus dem Reichtum seiner Lektüre ganze Spalten nachgetragen, entweder aus neu veröffentlichten Textausgaben oder aus Handschriften. Andere sind dagegen äußerst knapp gehalten und bestehen ursprünglich aus einem einzigen Satz, nämlich einem Zitat, in dem ein neues Wort Schmeller aufgefallen ist. In solchen Fällen macht der Herausgeber daraus ein neues Lemma, d. h. er fügt gegebenenfalls noch zusätzliche Erklärungen aus Wörterbüchern hinzu. Nur ausnahmsweise kommt ein eigenes Wort aus seiner Mundartzeitschrift dazu. Möglicherweise mußte manchmal der Druckbogen ein wenig ausgefüllt werden! Wir haben gesehen, wie Schmeller beim Wort Anhang den Leser auf viele andere Stellen im Wörterbuch aufmerksam macht. Im folgenden Beispiel wird in abgeschlossener Form ein einziges Wort behandelt. Es handelt sich um das Stichwort Fluß, einen Artikel von der Länge etwa eines Drittels einer Spalte (I, 797). Nach dem Stichwort steht, wie meist, die Lautform, in unserem Beispiel Flus. Die Schreibung zeigt an, daß der Konsonant weich ist und der Vokal infolgedessen gelängt. Es werden dann die verschiedenen Bedeutungen von Fluß aufgezählt, immer mit Rücksicht auf bairische Besonderheiten. Die erste Bedeutung ist – der Vollständigkeit halber – die im Schriftdeutschen übliche, die noch mit zwei Stellen aus dem mittelhochdeutschen Gedicht Hadamars von Laaber, das Schmeller 1850 herausgab, ergänzt wird. Es folgt die zweite Bedeutung ‘Quelle, Brunnquell’, die, wie die Beispiele zeigen, zu Schmellers Zeit gebräuchlich war. Das eine Beispiel dazu ist besonders hübsch: „Wir nehmen unser Waßer alles aus der Isar, weil wir kainen Fluß haben.“
Speziell werden die wilden Flüsse erwähnt, ein Ausdruck, der mit Naßgallen (I, 890) erklärt und mit einem Satz aus dem Bayerischen Wald illustriert wird. Für diesen Ausdruck gibt es dann an Ort und Stelle weitere Synonyme, etwa der Hidel (I, 1053) oder die Hül (I, 1084) mit verschiedenen Varianten, auf die jeweils – wie oben beschrieben – weiterverwiesen wird. Für die dritte Bedeutung ‘Flut’, wie in Sündflut, werden nur ältere Belege gebracht: die deutsche Handschrift Cgm 269 von 1430 (vermutlich aus Indersdorf) mit einem Zitat aus Heinrich von Langenstein, Odilo Schreger (1754), Abraham a Santa Clara, und für die Bedeutung vier ‘Rinnsal’ ein Zitat aus den Monumenta Boica (Oberaltaich) zum Jahr 1343. Zuletzt wird auf die Zusammensetzung Waßerfluß für ‘Fluß’ in den älteren Schriften, etwa bei Aventin, hingewiesen. Als zur Fachsprache gehörend wird noch fünftens für die Oberpfalz ‘Pottasche’ aufgeführt. Das Wort Flußpapier ‘Löschpapier’ steht schließlich ohne weiteren Kommentar.
Auf sehr knappem Raum bringt also Schmeller eine Menge Information: zur Aussprache, zur Wortbedeutung im Verhältnis zur Schriftsprache, ferner zu den Besonderheiten in der Mundart mündliche Belege aus München und dem Bayrischen Wald. Die Zitate aus den älteren, ja den ältesten Sprachdenkmälern zeigen aber vor allem eines: Für Schmeller sind diese genauso wichtig und beweiskräftig wie die moderne Sprache. Diese allumfassende „Wörtergeschichte“ (Rockinger, S. 333, s. u. „Etymologie“) führt ihn auch oft zu bemerkenswerten Schlußfolgerungen.
Neben den meist gut gewählten und auch inhaltlich interessanten Beispielsätzen – auch zu den älteren Sprachstufen – sind die Worterklärungen bei Schmeller oft ein besonderes Vergnügen. Hier einige Beispiele, zunächst zu Personenbeschreibungen:
der Schlüffel (II, 511): „sehr beliebter Ausdruck der Geringschätzung von übrigens eben so unschuldiger als unbestimmter Bedeutung, mit welchem besonders ältere Personen junge Leute zu belegen pflegen; ohngefähr was Schlingel. In der Regel wird dadurch weniger ein dummer, träger, schläfriger, als ein fähiger, aufgeweckter, aber sich auf unnützen oder gar heimlichen und nicht ganz erlaubten Wegen herumtreibender junger Mensch verstanden“
der Schlänkel (II, 528): „geringschätzige, übrigens unbeleidigende Benennung eines Menschen, besonders eines jüngern, insofern er keinem ernstern Geschäft obliegt, ohngefähr was Schlingel“
das Geschmachelein (II, 541): „Person, die sich auf ihre Gescheidheit, Artigkeit, Liebenswürdigkeit etwas einbildet, ohne es gerade Ursache zu haben“
der Fretter (I, 830): „der nur mit Noth etwas zu leisten oder sich fortzubringen vermag; Stümper, Pfuscher in einem Handwerk; Besitzer eines Bauerngutes, der trotz aller Müh und Arbeit nicht vorwärts kommt .... Leider gibt es der Fretter so viele!“
Aber auch das Benehmen der Mitmenschen gibt Anlass zu treffenden Formulierungen:
brasteln (I, 366): „eilfertig thun (ohne Noth und Zweck); andere lästiger Weise zur Eile antreiben, pressieren. Vermuthlich zunächst den, mit einem solchen Thun verbundenen Lärm, Bracht, Brast, andeutend.“
sich davonschraufen (II, 598): „sich unbemerkt von da, wo man eigentlich bleiben sollte, weg machen“
sich ziehen (II, 1106): „weggehn von da, wo man mit Ehren oder ohne Nachtheil nicht wohl bleiben kann“
Überhaupt sind vor allem negative Erscheinungen auffällig:
schin-gelb (II, 425): „von Gesichtsfarbe und andern Dingen, die nichts Gelbes haben sollten“
wanächs, adj. und adv. (II, 917): „aus seiner ursprünglichen Symmetrie, rechten Lage oder Stellung gekommen, verschoben, verdreht, verkrümmt. Ein baufälliges Haus, ein Stiefel, den die Ofenwärme, nachdem er naß gewesen, ganz verzogen hat, und dergl. ist wànácks.“
derländern (I, 1486): „(von Zäunen, Gattern und überhaupt von solchen Dingen, die aus einer künstlichen Verbindung von Theilen bestehen), aus den Verbindungen, den Fugen bringen; (neutr.) aus den Fugen kommen“
die Gallen (I, 890): „hervorquellende Flüssigkeit an einer Stelle, wo man sie hinderlich und fehlerhaft findet“ (vgl. oben Naßgallen).
Auch ein völlig neutraler Begriff läßt sich mehr oder weniger zutreffend erklären:
ausschlengen (II, 526): „durch Schwingen in der Luft zurechte machen“
zetten (II, 1159): „zerstreut, einzeln, nicht, wie erwartet wird, vereint zum Vorschein kommen, gehen“
die Zarg (II, 1149): „die Seiteneinfassung eines Raumes, Gefäßes, als Gegensatz von Boden und Deckel“
stumpfet (II, 762): (in Bedeutung 2) „was keine Spitze mehr hat. Ein stumpfəts Messə‛, (das dabey vielleicht doch gut schneiden kann).“
4. Die Quellen des Wörterbuchs
Dank dem Quellenverzeichnis, das ich angefangen hatte, konnte ich schon bald einen Überblick über die verschiedenen Kategorien gewinnen. Da mir vieles unbekannt war, legte ich einen Zettelkasten an. Was als Quelle erkennbar war, wurde als entweder gedruckt oder handschriftlich getrennt. Um besser mit dem Material umgehen zu können, wurden dann die Abkürzungen und Verfasserangaben, wie sie im Wörterbuch erscheinen, zu einem vorläufigen einfachen alphabetischen Verzeichnis zusammengestellt. Die zweite Stufe war die bibliographische Arbeit, um Verfasser und die vollständigen Titel zu finden. Inzwischen füllen die Titel der Druckwerke mehrere Aktenordner: als Ganzes ein beeindruckender Beweis für Schmellers Gelehrsamkeit! Nicht alle konnten in den Katalogen nachgewiesen werden – es handelt sich ja auch in vielen Fällen um eine einzige Nennung und diese in stark abgekürzter Form. Viele Werke, die fürs Bairische sprachlich wichtig sind, tauchen dagegen laufend auf, wie etwa Gemeiners „Regensburgische Chronik“, Berthold von Regensburg, Abraham a Sta. Clara, der volkstümliche Schriftsteller Anton von Bucher, der Dichter J. G. Seidl usw. Manche Sammelwerke, wie die Monumenta Boica (im Wörterbuch „MB“) und die Landtagsverhandlungen von Krenner (im Wörterbuch „Kr. Lhdtgl.“) sind noch häufiger. Sie werden aber oft nur mit Seitenzahlen zitiert, so daß man sich die Belege noch zusammensuchen müßte (Es handelt sich immerhin bei diesen Werken um 25 bzw. 18 Bände!). Wenn man nun die Quellen auf einer zufällig gewählten Doppelseite (vier Spalten) aufzählt, ist das Ergebnis überraschend: Ein großer Teil von ihnen besteht nämlich aus einem „Grundvorrat“, ein zweiter Teil aus den von Frommann ergänzten Nachschlagewerken, der Rest schließlich eben aus der ganzen übrigen Literatur, die Schmeller gelegentlich oder öfter zitiert.
Wie erwähnt, spielen Belege aus den handschriftlichen Quellen – von denen man die Beiträge namentlich genannter Gewährspersonen trennen muß – eine ebenso große Rolle für die Erklärung und Beschreibung der Wörter wie die gedruckten. Es handelt sich um fast 2000 Handschriften, die zum allergrößten Teil der Münchner Hof- und Staatsbibliothek gehörten. Die Anstellung Schmellers als Bibliothekar stellte ihm diesen Riesenschatz zur Verfügung, aus dem er manche Stücke herausgab, im übrigen aber täglich für sein Wörterbuch exzerpieren konnte. Bei den Handschriften mußte natürlich seine Katalogisierung Spuren auch im Wörterbuch hinterlassen, vor allem bei den lateinischen, die er nach Herkunft zusammenfügte. Diese Arbeit dauerte bis zu seinem Tod. So wird z. B. Clm 8948 noch immer als „Mon. Franc. 248“ (= München, Franziskaner) zitiert, Clm 9557 dagegen unter dieser Nummer, Clm 5930 aber als „Ebersb. 130“ (= Ebersberg), Clm 18439 als „Teg. 439“ (= Tegernsee). Manchmal kommen für eine Handschrift beide Signaturen abwechselnd vor, je nachdem, ob die endgültige Nummer schon festgelegt war. Bei den lateinischen Handschriften kommt es natürlich vor allem auf deutsche Einsprengsel an. Zum Teil handelt es sich um sehr alte deutsche Wortnennungen, die Schmeller schon früh in seine Glossensammlungen aufnahm. In anderen Fällen notiert er aus den Handschriften aus einzelnen Blättern Interessantes ins Wörterbuchexemplar. Erst wenn solche Belege untereinander aufgelistet sind, werden die Funde sichtbar. Um bei den genannten Beispielen zu bleiben:
Clm 8948 umfaßt 232 Blätter; sämtliche Belege (15) stehen auf den Blättern 225 – 228. Im Handschriftenkatalog wird dieser Abschnitt mit „Vocabularius latino-germanicus“ beschrieben,
Clm 9557 (161 Bl.), 5 Belege vom letzten Blatt,
Clm 5930 (197 Bl.), 12 Belege auf Bl. 162 – 164, und
Clm 18439 (368 Bl.), 10 Belege vom ersten Blatt; wieder ein kleines lateinisch-deutsches Wörterverzeichnis:
I, 24 modum et capacitatem, maß und eych (‘die Eich’); I, 36 enervat, erädert (‘die Âder’); I, 50 spectaculum, egylwaid [!] (‘das Âug’); I, 381 bisso, pockenschin; I, 390 subnixa, unterpilczet (‘unterpelzen’); I, 932 girliczen, anhelare; I, 1322 adhaeret, anklebiczt (‘kleben’); I, 1449 internuncius, unterleyffel (‘lâuffen’); I, 1536 arras, leytkauff (‘das Leit’); II, 22 abrůchen, dedignari (‘ruechen’)
Allein in Spalte I, 1079 (Schluß des Stichworts hailig, helen, Hell) werden als Quellen genannt:
Wstr. Btr. III, 117; MB. XXV, 396; Prompt. von 1618; Voc. v. 1735; Cgm 17, f. 128b; Graff IV, 866. 871 f.; BM. I, 653; Cgm 690, f. 30; BM. III, 600; Gem. Reg. Chr.; MB. XVII, 234. 236. XXI, 208; Graff IV, 839-44; BM. I, 675; Cgm. 1113, f. 97a; Labr. 188. 275. 478; Gregor v. d. St. 2428; BM. I, 676; Rechtsb. v. 1332; Wstr. Btr. VII, p. 172. 100. 97. 126; BM. I, 676; Cgm 291, f. 71b; BM. I, 676 f.; Zeitschr. II, 432, 97; Weitzmann III, 19; Firmenich II, 437, 19; Chron. Ben. II, 169; Kr. Ltghdl. I, 130; Wstr. Btr. VII, 74, 500, 669; bayrr. Verord.; Rechtsb. MS. v. 1453; BM. I, 676; Kindh. Jesu, Hahn p. 70, 33; BM I, 675; Urk. K. Rudolf’s (im Rappoltsteinischen Archiv), Radiusiana II; BM. I, 676; Chron. bey Freyb. I, 126; Graff IV, 860; BM. I, 677; Grimm, Mythol 2225. 228 ff. 945. 948 ff.
5. Etymologie
Man muß nicht lange im Werk Schmellers suchen, um zu merken, welch eine grundlegende Rolle die Etymologie oder Wortgeschichte in seinem sprachlichen Denken spielte. Spätestens seit der Rückkehr nach Deutschland findet man etymologische Notizen, z. B. die seitenlangen Wortlisten im Tagebuch im Zusammenhang mit dem Frankreichfeldzug, z. B. I, 329 ff. Sein Schicksal hat ihn auch für sprachvergleichendes Arbeiten geradezu prädestiniert. Daß er mit Lateinkenntnissen noch im Schulalter nach Spanien ins katalonische Tarragona und nach Madrid kam, seine Jahre in der Schweiz und das anschließende Eintauchen in die halbvergessene bairische Muttersprache, all dies zusammen mit den Impulsen der erwachenden exakteren Sprachwissenschaft und dem Studium der alten deutschen Schriften förderte sein Sammeln und Vergleichen, wie ja auch diese seine Arbeiten von höchster Stelle unterstützt wurden. Wir hören ihn zwar oft in den Briefen und im Tagebuch über die „Wortklauberei“ klagen, aber das Manuskript zum Wörterbuch nimmt auch nach Erscheinen des letzten Bandes trotz der vielfältigen beruflichen Pflichten und trotz der Klagen ständig neue Gedanken und Notizen auf.
Verglichen mit dem Kollegen und Altersgenossen Jacob Grimm ist Schmellers Sicht auf sprachliche Dinge eher unromantisch, aber nicht phantasielos. Man muß feststellen, daß er nicht nur durch seine angeborene Begabung, etymologisch zu denken, sondern auch durch seinen Realitätssinn und seine systematische Fähigkeit besonders für diese Aufgabe gerüstet war. Es kommen das Sachwissen durch die Herkunft aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen dazu, die schwierigen Anfänge im Soldatenleben und seine Offizierslaufbahn, die ihm einen gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichte. Kein Bereich des Alltags ist ihm darum wirklich fremd, kein Milieu unbekannt. So hat er einen unverbildeten Zugang zur Sprache an sich, und seine Etymologien bedürfen keiner unnötigen Höhenflüge. Im Gegenteil: Der Graben zwischen der Sprache des gemeinen Mannes und der Schriftsprache wird öfters unterstrichen, zum Beispiel (zum Wort Wonne):
„Noch immer ist dem einfachen Landmanne der Anblick einer wohl bestellten Flur der schönste Naturgenuß, und er hat Mühe, die Wonnen müßiger Prospectsucher, unergiebige Seen, kahle Felsen, Berge und dergleichen zu begreifen. So möchte ich auch gerne glauben, daß dem May sein altdeutscher Name Wunni-manoth [...] weniger in Rücksicht auf die jetzt gewöhnliche, als auf die praktische Bedeutung des Wortes [...] geworden sey“ (II, 934 f.).
Was ihm als ein zu weites Meer oder ein zu hohes Gebirge vorkommt, überläßt er gern anderen Forschern: „Wer den Compaß hat, möge in die hohe indische See stechen [...]; ich halte mich furchtsam ans deutsche Gestade“ (II, 966) oder: „Doch habe ich noch nicht das Herz, dem kühnen Vermuther im Anzeiger bis zu jenen Urbrüdern der Germanen, den Inden hinauf nachzuklettern“ (II, 874).
Daß Schmeller durchaus die älteren Wörterbucharbeiten kennt, zeigen nicht nur die Zitate aus denselben, sondern es wird von ihm auch thematisiert: Im Brief an die Akademie vom 9. Juli 1819 finden wir schon eine wissenschaftliche Betrachtung zur Wörterbucharbeit:
„Eine Arbeit, wie diese, ist übrigens wahrlich ein langes Tagewerk, dessen Ende früher herbey zuführen, ängstliche Eilfertigkeit gewiß am wenigstens geeignet ist. Und auch hier bewährt sich die Übung als die förderndste Lehrmeisterinn. Mit keinem Theil des MS zufrieden, bin ich’s doch mehr mit den zuletzt- als mit den früher bearbeiteten und überhaupt von etymologischen Ansichten zu wenig frey gehaltenen Wörter-Reihen, zu deren Berichtigung & Ergänzung ich seither so manches vorgemerkt habe, da ich während der Bearbeitung der vorhandenen Materialien nie nachlassen konnte, neue zu sammeln“ (zitiert nach Rockinger, S. 343).
Welch strenge Maßstäbe Schmeller an seine Arbeit und an die Etymologie anlegte, zeigt ein weiteres Zitat aus dem gleichen Schreiben:
„Was aus solch einer beurkundeten Wörter-Geschichte hervorgeht, steht als probehaltiges Metall dem Flitter der Vermuthungen & Wahrscheinlichkeit[en] gegenüber, durch welche die Etymologen ihre Kunst in den Ruf der Astrologie & Alchymie gebracht hab[en], es ist das sicherste Heilmittel gegen das undankbare Bestreben, alle Wörter aus ihren nun ganz bestimmten Formen & Bedeutungen auf allgemeine Urlaute & Urbedeutungen zurückzuführen, u. hinwider aus den, wahrlich wie Luft & Wasser form- & halt-losen Elementen die tausendfältigen concreten Formen & Bedeutung[en] zu construiren, über deren nunmehriges glückliches Feststehen wir uns nicht genug freuen können“ (An die Academie, Juli 1819, zitiert nach Rockinger, S. 333).
Um ein Beispiel von der Originalität Schmellers zur Wortgeschichte und Etymologie und von seinen Herleitungen zu geben, die auf jeden Fall zu bedenken sind, führe ich einige schwedische Wörter an, die im „Bayerischen Wörterbuch“ erwähnt sind und die bis jetzt, soviel mir bekannt ist, keine endgültige oder keine befriedigende Herleitung gefunden haben. Schmellers Vorschläge werden denen des zweibändigen etymologischen Wörterbuchs von Elof Hellquist gegenübergestellt.
Anders als das Niederdeutsche, das so unübersehbar mit dem Skandinavischen verwandt und verbunden ist, liegt der süddeutsche Raum für die nordischen Dialektologen weit weg. Als Forscher holte sich Schmeller seine Anregungen aus allen ihm zugänglichen Quellen, und diese waren erstens seine eigenen Sprachkenntnisse, zweitens die Wörterbücher, nicht zuletzt Dialektlexika, drittens und vor allem sein gesunder Menschenverstand und sein Alltagswissen. Von „Astrologie und Alchymie“ keine Spur! Bei so nah verwandten Sprachen wie Deutsch und Schwedisch sind die Lautungen oft so ähnlich, daß man auf Parallelen direkt gestoßen wird. Wenn Schmeller beim Wort triftern (I, 653) „z. B. den Haber in der Schwinge“ – Stichwort: trüftern „z. B. Butter in der Hand“ – am Ende ans dänische drøfte erinnert, ist beim Leser schon vorher die lautliche und inhaltliche Ähnlichkeit mit dem Schwedischen aufgefallen, denn nicht nur das dänische Wort, sondern auch das schwedische dryfta bedeutet ebenso ‘Getreide reinigen’ wie auch und vor allem ‘(hin- und her‑)diskutieren’. Diese übertragene Bedeutung findet auch Schmeller z. B. bei Abraham a Santa Clara.
Besonders bei Wörtern der Alltagssprache fallen einem leicht solche Übereinstimmungen auf. Nun ist es bei den skandinavischen Sprachen nicht immer ganz sicher zu entscheiden, ob es sich dabei um eine Verwandtschaft oder ein Lehnwort aus dem Niederdeutschen handelt. Letztere pflegen aber im Norddeutschen noch zu finden zu sein. Dies ist aber nach den Wörterbüchern auch nicht bei trielen (Augsburg) ‘verzetteln, überm Essen verschütten’, vgl. schwedisch drälla ‘fallen, tropfen lassen’ (I, 660) der Fall. Überraschend sind jedenfalls solche Gemeinsamkeiten zwischen den süddeutschen Mundarten und dem Skandinavischen. Um den Hinweis aufs schwedische Wort hägring bei Schmeller zu finden, müßte man ihn lange suchen, denn er steht unterm Stichwort Hai-Dampf, ‑Nebel, ‑Rauch ‘trockener Dampf oder Nebel in der Atmosphäre zu heißer Sommerszeit’ (I, 1020), und außer dem anlautenden H- gibt es kaum lautliche Übereinstimmung, bei der Bedeutung aber schon. Die letzte Form wird nach einem Gewährsmann [Haəruck] ausgesprochen. Die als hochdeutsch erwähnten Varianten geben wenig Anhalt, denn sie lehnen sich an ein anderes Wort (z. B. Hehr-, Höhe-) an und sind außerdem nicht in den gewöhnlichen Wörterbüchern zu finden. Hellquist gibt hägring als ein nur schwedisches Wort an (Bedeutung: ‘Luftspiegelung, Fata Morgana’, auch übertragen verwendet). Da es auch eine Nebenform hajring gibt, möchte man sich doch Schmeller anschließen.
Die Vorschläge Schmellers, das schwedische hatt ‘Hut’ (sonst nur im Englischen belegt) mit dem schwäbischen Häß ‘Kleidung’ (I, 1175) zu verknüpfen oder das Háschərl (I, 1184) mit dem schwedischen gosse ‘Knabe’ zusammenzuführen, wirken leicht abenteuerlich, denn für beide Wörter hat Hellquist keine Erklärung gefunden. Das zweite Beispiel wird sogar noch mit dem tschechischen hoch, hošek ‘Junge’ als verbindendes Glied verknüpft. Schmeller war eben auch Slavist.
In unserem letzten Beispiel gehen wir vom Wort Züllen (II, 1115) aus, das uns schon im Zusammenhang mit den Schiffsbezeichnungen begegnet ist. Hier breitet Schmeller (als Erster?) slavische Entsprechungen aus und behauptet: „es bleibt wenig Zweifel, von wo aus es zunächst zu uns gelangt sey.“ Diese Etymologie ist von der Forschung anerkannt. Im Lauf der Überlegungen werden aber auch der (Schiffs)Kiel (schwed. köl) und die Jolle (schwed. julle) erwähnt. Zu diesen Wörtern werden bei Hellquist als Herkunft ‘etwas Gebogenes’ bzw. „aus dem Deutschen“, im übrigen „Ursprung unbekannt“ angegeben, in den deutschen etymologischen Wörterbüchern „Herkunft unklar, eventuell Entlehnung aus dem Norden“ bzw. „Ursprung dunkel, vielleicht aus dem Französischen“ – einmal wird auch eine semitische Sprache erwogen.
Schmeller stellt seine Wortvergleiche in einer überzeugenden Art dar, d. h. seine Beispiele und Verknüpfungen sind so angelegt, daß man geneigt ist, diesen Erklärungen zu folgen. Und warum nicht, wenn die späteren Versuche zu keinem Ergebnis führten? Was einen noch mehr für ihn einnimmt, ist, daß er die fremdsprachigen Wörter fehlerlos zitiert und auch die Bedeutungen richtig und passend einordnet.
6. Volkskundliches
Zum Schluß müssen noch einige Worte zum volkskundlichen Material im Wörterbuch gesagt werden. Das Volkskundliche im Bayerischen Wörterbuch wurde und wird allgemein lobend hervorgehoben, denn es begegnet einem immerzu, zum Teil in sehr ausführlicher Weise. Andererseits fällt hier die Schwierigkeit, bestimmte Wörter zu finden, besonders auf. Nicht einmal die zitierten Lieder sind auf einen Blick zu entdecken. In der ersten Ausgabe wurden sie eingerückt gedruckt, in der zweiten aber sind diese alten Strophen zum Teil in den laufenden Text eingefügt. Neue Beispiele wurden je nach dem behandelt. Die Möglichkeiten, die ein ausführliches Wörterverzeichnis auch in diesem Fall bieten kann, möchte ich mit zwei Beispielen aufzeigen. Ein wichtiges Wort in einem bayerischen Wörterbuch ist das Schnitterhüpflein. Es wird auch öfters erwähnt. Der Haupteintrag (II, 586 f. unter dem Stichwort Schnitt / Schnitter) bringt einen fast zwei Seiten umfassenden kleinen Aufsatz mit Auszügen aus verschiedenen Sprachen und Zeiten.
Wie folgende Aufzählung zeigt, bringen andere Stellen, wo auf dieses Wort verwiesen wird, wichtige Hinweise zu Tanz und Liedchen, sowie eine Reihe von Synonymen für das Wort Schnitterhüpflein: I, 217 der Buger-Thaler, I, 272 Bercht, I, 612 der Tanz, I, 682 das Trutzgesänglein, I, 1142 hupfen, II, 86 der Raijen ‘das Tanzen’, II, 310 das Gesang, Gesänglein, II, 413 das Schelmenliedlein, II, 510 das Schleiferliedlein, II, 524 f. das Schumperliedlein, II, 568 der Schnêdərəgeng, II, 577 das Schnapperliedlein, II, 704 springen, Sprung, II, 731 das Stuck, Stücklein, II, 758 f. Stámpə‛l-liədl.
Das zweite Beispiel ist der Bifang (I, 728). Dieses Wort taucht bunt verstreut auf, und diese Stellen sind anhand des Wörterverzeichnisses zu finden. Es handelt sich um folgende Belege:
I, 31 Acker, I, 189 bi-, I, 663 das Trumm ‘Ackerbeet’, I, 728 Bifang, Bifeng, I, 752 die Furch, I, 1486 das Land ‘Acker’, I, 1487 die Lenden ‘schmales Ackerbeet’, II, 104 f. der Rain, II, 816 Strang ‘schmaler Streifen Feldes’, II, 954 wendische Beete.
Das Stichwort Bifang gehört zum Verb „fangen“. Es bringt mehrere Dialektformen, die Betonung (-v) und die hochdeutsche – in keinem Wörterbuch zu findende – Zusammensetzung „Ackerbalken“ als Erklärung neben einer ausführlichen Beschreibung zu diesem Verfahren des Pflügens und zu den Vorteilen desselben. Im Artikel werden weiter die Wörter Strang, Furche, Ackerbeet, Acker und wendische Beete („im Bambergischen“) erwähnt (vgl. die Belegstellen). Das Wort ausfangen (I, 728) schließlich bedeutet eine Art des Umpflügens „in der Oberpfalz und im Nürnberger Raum“.